28.08.2011

kampf der programme




zu jener zeit, in welcher dieser wunderbare clip aus mike nichols' the graduate spielt, war nichts besser oder schöner. die heutige sichtweise lässt lediglich eine retrospektive beurteilung zu, deren emotionale färbung man gut im auge behalten sollte. sonst kann es unversehens passieren, dass der/die betrachtende dem einschlägigen romantisieren verfällt.

ich glaube aber, dass dieser clip stellvertretend steht für etwas, wo wir uns heute mit einer dramatischen sprachlosigkeit konfrontiert sehen. was diese bilder im einvernehmen mit dem song von simon & garfunkel transportieren, ist kaum in worte zu fassen. zumal der kontext zum film fehlt. und es fällt schwer, an dieser stelle von der desorientiertheit des protagonisten zu sprechen, wo doch seine eltern und sein ganzes umfeld diese stufe überwunden zu haben scheinen, nur um auf unredlicheren pfaden zu wandeln. wer the graduate gesehen hat, erinnert sich bestimmt an das lachen des vaters - vielleicht auch nur an seine ordinäre zahnstellung - ein lachen, das einen die fehlleitungen des establishments erraten lässt. perspektiven, meine damen und herren, alles perspektiven.

die einen sehen dustin hoffman dabei zu, wie er sich als verwöhntes kind der oberen mittelschicht in zielloser selbstgefälligkeit sonnt. andere fühlen mit dem jungen menschen, dessen vorgegebener weg von sturm und drang umgepflügt wird. so signifikant die unterschiede in der wahrnehmung auch sein mögen, nichts täuscht über die triftigkeit und das gewicht dieser magischen zeit im leben eines jungen menschen hinweg. das glitzern auf dem wasser, hoffman's luftmatratzendümpeln, die grillenden eltern am rand des pools, -ein gefühl der weglosigkeit, welches so bequem eingerichtet werden darf.


dustin hoffman & anne bancroft


für diesen zustand fehlen uns heute weitgehend die worte. in der multioptionsgesellschaft werden angebotslücken aufgespürt und geschlossen. hofmann war nicht zum sonnenbaden verdammt, weil es ihm an angeboten mangelte, soviel ist klar. nur haben wir heute so weit vorgesorgt, dass selbst nein-sager, pausierer und desorientierte mit angeboten überhäuft werden, und sich der bisweilen schmerzhafte prozess der selbstbestimmung verwandelt hat, in einen artifiziellen entscheidungskampf, in welchem sich kommerzielle programme gegeneinander positionieren.

jugend wird heute tausendfach dargestellt. zwanghaft, als herde und zielgruppe und immer in bezug auf ein gewisses programm. weder dem musikfernsehen noch den jugendberichten gelingt es, aussagen zur verfassung der jugend zu machen. und trotzdem ist es eine frage der zeit, dass die semantik des jugendbegriffs vollständig an die verwertungsmaschinerie verloren geht und wir ihre fragile beschaffenheit verlernen.

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