04.01.2012

tim buckley - die musik der sirenen





tim buckley war ein aussergewöhnlicher musiker. als komponist und liederschreiber bewegte er sich ausserhalb der gängigen konventionen. dem konsens des protestlieds, der zu jener zeit an west- und ostküste zelebriert wurde, entsagte er mit der melancholie seiner folksongs bereits auf den ersten beiden alben. buckley's extensives stimmspektrum ist das vordergründige alleinstellungsmerkmal seiner musik und gleichzeitig der grund ihrer verstörenden ausdruckskraft. sie irritiert und provoziert eindringlich ein unmittelbares urteil. mal treiben einem ihr wehklagen, das fisteln und stöhnen die schamröte des zufälligen voyeurs ins gesicht, mal stellen sich einem die nackenhaare auf, wenn sie von dämonen und geistern getrieben gellt und kreischt. an ihr allein entscheiden sich wohlgefallen oder zerwürfnis.

tim buckley's karriere ist in ihrem verlauf unvergleichlich. sein künstlerisches repertoire war von einer rücksichtslosen unzeitigkeit geprägt und entzog sich konsequent der herkömmlichen, kommerziellen verwertung. buckley legte keinen wert darauf, mit einer aktuellen aufnahme auf konzerttournee zu gehen. er hielt sich nicht auf, mit der darbietung seiner errungenschaften und bewegte sich nach der fertigung eines albums bereits in komplett anderen klanglichen sphären. die zuneigung des publikums beschränkte sich so stets auf eine gewisse aufnahme und konzentrierte sich nie auf den künstler selber.

zuschreibungen liess buckley gnadenlos ins leere laufen. mit den experimentellen auswüchsen seiner musik schien es zudem so, als ob buckley es geradezu darauf anlegte, die kleine anhängerschaft zu quälen und ihr trotzig die tür zu weisen. diese schaffensart lässt einen unbändigen verwirklichungsdrang vermuten, der selbst unter hohem leidensdruck - man nehme da beispielsweise das manko finanzieller mittel, mit welchem buckley zeit seines lebens zu kämpfen hatte - nicht versiegte. alles an ihr zielt hin, auf das rastlose verglühen im enthemmten eifer.





die bedrückende polarität tim buckley's musik hinterlässt tiefe spuren. gewährt man ihr die uneingeschränkte entfaltung, entsteht ein schauerlicher hang zu ihr. ich kann nicht umhin, als den gefallen an ihr pathologisch gefärbt zu sehen, einer doppelbindung nicht unähnlich. denn keine musik, die ich kenne, spielt erbarmungsloser mit zuckerbrot und peitsche. selbst die momente totaler harmonie tragen den keim der verwüstung in sich - und man sehnt sie sich herbei, nur dass es schnell wieder vorüber sei.
trotz ihrer kompromisslosigkeit ist die musik nicht selbstbezogen oder unzugänglich. bitter aber schmeckt die musik von tim buckley, gerade in ihren lieblichsten passagen.




tim buckley - driftin' (lorca)





tim buckley - buzzin' fly (happy sad)





tim buckley - phantasmagoria in two (goodbye and hello)





tim buckley - venice mating call (live at the troubadour 1969)





tim buckley - valentine melody (s/t)





tim buckley - sweet surrender (greetings from l.a.)

2 Kommentare:

  1. Interessanter Künstler, der sehr abwechlungsreiche Lieder macht :)

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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