19.01.2011

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poly-pop? man gibt sich alle mühe, das urmenschliche in die begrifflichkeit des modernen konsumguts musik zu implementieren. meist artet diese mühe zum clownesken zirkuskunststück aus. wenn sich die dunklen definitionsmächte aufmachen, sogenannte trends zu benennen, überschlagen sie sich kapriolenhaft - und das angetane konsumentenpublikum applaudiert zufrieden.

dabei wäre alles einfacher, wenn eine denkumkehr stattfinden würde. wir erfinden nichts neues, dieser tage. alles kommt woher. der mensch sieht sich aber mehrheitlich abgestossen, von seiner eigenen vergangenheit und geschichte. dieser tatsache liegen hauptsächlich marktgesteuerte kriterien zu grunde. geschichte verkauft sich sehr schlecht. es scheint, als hätten sich erinnerung und konsum als bipolare orakel etabliert. ihr wahrsagen ist unvereinbar.

eine aktuelle strömung der elektronischen musik orientiert sich stark an primitiven, folkloristischen elementen. das wort tribe fällt oft in rezensionen dieser musik. es geht dabei um musikrituale, die bereits von unseren primitiven vorfahren zelebriert wurden. solche rituale basierten ursprünglich auf rhythmen. am anfang war der rhythmus. später fanden gesänge dazu, bis schliesslich folkloristische strömungen entstanden, welche sich in charakteristischen instrumenten und melodien zeigten. soweit so trivial.

diese urmenschlichen elemente sollen nun verwendung in unserer zeitgenössischen popmusik finden, sprich: sie sollen als marketingwirksames verkaufsargument funktionieren. daraus konstruiert sich ein trend. wir konstruieren trends und kaufen geschichte. wir begeben uns in eine kurzfristige begriffs- oder namensohnmacht, wo doch etwas entstand, als weder worte noch sprache existierten. witzig irgendwie, nicht?

wenn also von poly-pop die rede ist, wird in erster linie auf polyrhythmik bezug genommen. ethno-elemente. tribe. die unfassbaren gang gang dance sind gerne angeführte aushängeschilder dieser strömung. die ausschlaggeber für diese wortreiche konsumkritik waren aber rainbow arabia. die erwartung, welche die federlande an das kommende debut des ehepaares aus dem westlichen amerika hat, ist quasi aus den vergangenen jahrtausenden erwachsen. am 28. februar dürfte das sagenhafte label kompakt ernst machen und uns mit diesem geschichtsträchtigen erstling den glauben an unsere trendy vergangenheit zurückbringen.



boys and diamonds (bandcamp - albumstream funktioniert noch nicht)






RAINBOW ARABIA - WITHOUT YOU by rainbowarabia

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