30.06.2011

gardens & villa - s/t




über die frohe erwartung, in welche uns black hills und orange blossom von gardens & villa versetzten, hat die federlande vormals berichtet. jetzt ist die zeit gekommen, da sich der geist der band mittels eines vollständigen albums offenbart. und flüchtig dehnt er sich - weit zwischen allhafter synthetik, kühler motorik und dem orangen himmel der westküste.


albumstream



das video zum album opener black hills soll hier nicht fehlen


28.06.2011

bastard post

zwei songs. 1969 vs. 1972. entscheidet selbst.






ein intro, wie dieses, ist balsam auf die hitze-geschundene seele. drag city hat newbury's wegweisende alben - drei an der zahl - als kleines box set wiederveröffentlicht. es dauert eine weile, bis die schmierige country-fassade durchdrungen ist und der genuss am herausfordernden hörerlebnis überhand gewinnt. die instrumentale färbung von newbury's songs ist für den teils noch puristischen country der sechzigerjahre erstaunlich versatil. der herr steht dann auch eher in der tradition des nationalen troubadour-maskottchens randy newman, als in derjenigen von hank williams oder woody guthrie.


mickey newbury - t. total tommy (an american trilogy)









als sub-label sollte mowest der hit-fabrik motown die option bieten, mit ihren produkten eine neue zielgruppe anzusprechen. mit psychedelischen elementen und produktionen, die eher auf die "weissen" charts hinzielten, sollten die weissen kids der westküste ein gefühl für den groove entwickeln. die rechnung ging am ende nicht auf. übrig geblieben sind einige prachtvolle songs, die nun von light in the attic als label sampler wiederveröffentlicht wurden. davon gibt's hier den berauschenden titeltrack.


odyssey - our lives are shaped by what we love (motown's mowest story 1971 - 1973)

25.06.2011

harry clarke

"Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen?
[..]
Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise
Er um uns her und immer näher jagt?
Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel
Auf seinen Pfaden hintendrein."
aus goethe's faust I

der eigentliche beginn der tragödie. dem strudel ist nicht zu entkommen. von hier an geht's nurmehr abwärts. maelstrom und schneckenkreis würden auch die aufschreckenden und fliehenden verschlingen. nur gibt es deren keine. es gibt auch keine resignierte. welche, die sich unabänderlichem schicksal ausgeliefert sehen und alles wider oder für einstellen. es gibt nur solche, die sich mit entsprechender körperbewegung im gewinde in den abgrund arbeiten. da herrscht ein infernalischer eifer, tiefer einzutauchen.



harry clarke - illustrationen für faust (1925)


harry clarke - illustrationen für faust (1925)


harry clarke - illustrationen für faust (1925)



weshalb clarke's illustrationen den geist der geschichten so treffen, lässt sich wohl nicht abschliessend erklären. es muss sich bei der sache um die eigentümliche lust am verderben handeln. die lust an misere und auswegslosigkeit, welche die tuschezeichnungen clarke's märchenhaft und romantisch einfangen.

der von seinem schicksal gezeichnete fischer in edgar allen poe's a decent into the maelström berichtete von der lust am eigenen verderben mit den folgenden worten:
"Ich fühlte tatsächlich den Wunsch, seine [des maelströms] Tiefen zu ergründen, obgleich ich mich selbst dabei opfern musste, und mein hauptsächlicher Kummer war der, dass ich meinen alten Gefährten an Land niemals von den Wundern berichten sollte, die ich erschauen würde. Das waren gewiss sonderbare Betrachtungen für einen Mann in meiner Lage, und ich habe schon manchmal gedacht, dass die Drehungen des Bootes im Strudel mir ein wenig den Kopf verrückt hatten."


harry clarke - illustrationen für e. a. poe's meistererzählungen


harry clarke - illustrationen für e. a. poe's meistererzählungen


harry clarke - illustrationen für e. a. poe's meistererzählungen

22.06.2011

paul mccartney / wings - band on the run

die party war längst vorbei. die musikalische masse der beatles zerstieb in kleine, nicht sehr glühende funken. während die einen mit dem feind anbandelten und zur allgemeinen bestürzung vom weltfrieden schwärmten, gab es für mccartney die wings. und zusammen mit denen ein gewichtiges meisterwerk.






band on the run ist ein album, wie aus einem guss. eines, das grosse pop-momente birgt, ebenso wie die kleinen dinge, die uns kraft ihrer entdeckung überschäumende freude bereiten. trotz seines kommerziellen erfolgs kommt dem werk bis heute nicht die verdiente bedeutung zu.






die post-beatles ära birgt phänomene, welche bis heute geheimnisvoll wirken und die ehemaligen bandmitglieder der beatles noch immer stigmatisiert erscheinen lassen. in der federlande frägt man sich, ob der eine oder andere der fab-four nicht schon mal seine beatles-zeit zum teufel gewünscht hat.



bluebird
wenn man auch auf der albumversion die cowbells etwas besser hört, ist das doch eine unheimlich gelungene performance. bestechende harmonien und .. -one love für die rhythm box!






mamunia
rain songs: in der federlande ein verehrtes sub-genre. auch hier sticht wieder die virtuose gesangslinie hervor.






nineteen hundred and eighty-five
eine leicht abgeänderte version des letzten songs auf band on the run. paul's stimme in einer hochform, wie man sie selten gehört hat. die orchestrale opulenz zum schluss sorgt für ein furioses finale. schimpansen in baströcken sollen die letzten takte mitgesungen haben.


20.06.2011

sentenz

 
"Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er, oft unter gewaltigen Opfern, für sein Leben hält, oder eine Reihe von Geschichten, die mit Namen und Daten zu belegen sind, so daß an ihrer Wirklichkeit, scheint es, nicht zu zweifeln ist. Trotzdem ist jede Geschichte, meine ich, eine Erfindung."


max frisch

14.06.2011

metap(h)orno - entlieben in bildern

momente des entliebens verschwimmen vor unseren augen. meist gefühlshalber. weil uns im angesicht des schmerzes, welchen sie mit sich bringen, die augen übergehen. intime detailansichten bleiben uns dank actio et reactio erspart. das prinzip erlaubt kein schmerzhaftes verweilen im augenblick. alles muss erinnerung werden.

die belichtungsdauer des fotoapparats macht eine zeitspanne sichtbar. sie komprimiert erinnerung - ist das ultradünne zip file einer durchlebten situation. detailhafte bannung von emotionen auf kleinstraum.


timo klos

"Ja, ich habe versucht, das festzuhalten, was man nicht festhalten kann: Situationen, die vergehen. Je länger man im Leben an Vergänglichem festhält, desto mehr tut es weh, wenn man es verliert. Beim Fotografieren ist es ähnlich: Je länger man belichtet, desto stärker verschwimmt alles, und desto weniger hat man am Ende davon. Das ist das Paradoxe."



timo klos "sexy sex, 20 minutes"



timo klos "dinner, 1 hour"


timo klos "sleeping, 9 hours"



zur entstehung der bilder: interview mit dem fotografen


.

13.06.2011

sounds around the corner - bright-sides 7

die federlande präsentiert: einige obskure perlen, die sich neulich in der schatzkammer angesammelt haben. ein shout-out an ralph hofbauer, von dessen obskuradio zwei tracks mit in diese zusammenstellung gefunden haben.


marsha hunt


bright-sides 7

  1. xavier cugat - perfidia
  2. septima region - de la selva con furor
  3. the souls of unity - reach out and touch
  4. tom newman - she said she said
  5. rolf harris - sun arise
  6. johnny duncan - hot sunshine
  7. lonnie mack - why
  8. dale hawkins - ruby, don't take your love to town
  9. marsha hunt - (oh, no! not) the beast day
  10. flowers - for real
  11. otis wright - it's soon be done


volles programm: von der süssen space age exotica cugat's, zur cumbia peruana der septima region. mit aufbrandendem schwindelgefühl vom strapaziösen reach out and touch, zu newman's ätherischem redo eines beatles klassikers. vom magischen sonnenaufgang im aussie-land, zum unvermeidlichen sonnenstich mit johnny duncan. mit der ewigen frage von lonnie mack auf den lippen, zur verpflichtenden erkenntnis, die liebe besser zu hause zu lassen. dann verdammt hunt's beast day alles gute ins gestern und morgen, während die flowers doch jetzt grad schon wieder ganz schön spriessen - und kaum schaut man sich verwundert um, ist mit dem sorglosen it's soon be done alles schon wieder vorbei.

bastard post

zwei songs. 1970 (?) vs. 2011. entscheidet selbst.


marsha hunt - walk on gilded splinters (walk on gilded splinters)
witchy cover of dr. john's massive hit.






caught a ghost - no sugar in my coffee (cag mixtape)
gospel to a dead god.

09.06.2011

tom tom club - s/t




es kommt häufig vor, dass die herkunft von musik unaufgeklärt bleibt. es gab die talking heads. daraus ging in irgendeiner form der tom tom club hervor. die umstände sind bestens dokumentiert. bestimmt wurde festgehalten, wann sich wer mit wem in welchem studio traf. wer welches instrument zur hand nahm und vermutlich auch, was sich die verantwortlichen in den pausen an lebensmitteln und anderen mitteln zugeführt hatten. das mag unterhaltsam sein, im besten fall. erklärt ist damit so gut wie nichts. woher die neue musik kam. was passieren musste, dass musikalisches handwerk auswuchs, in die spontane geburt einer neuen welt. die dispositionen, welche kreation ermöglichen, können niemals offengelegt werden. egal wie investigativ untersucht und dokumentiert wird. eine einschlägige absicht hätte das resultat vergällt. die optimale entwicklung findet zufällig statt. dieser schöpfung als konsument/betrachter nur die funktion der bedürfnisbefriedigung zukommen zu lassen, ist in etwa so ignorant, als würde man de montaigne's essais ausschliesslich dazu benutzen, die quersummen der seitenzahlen zu errechnen.

die dispositionen waren dem tom tom club jedenfalls gut gesinnt. alles traf sich vorzüglich und das debut hat seinen platz in der jüngeren musikgeschichte verdient.


tom tom club - as above so below (s/t)




tom tom club - under the boardwalk (s/t)




tom tom club - genius of love (s/t)

08.06.2011

sentenz

   
"To me, the greatest pleasure of writing is not what it's about, but the inner music that words make."


truman capote

06.06.2011

when saints go machine - konkylie




man sollte hingehen und das gespenst einfangen, mit riesenlauschern. wir alle sind kopenhagen jetzt. es gab nie athen und nie madrid. alles war unwillkür. unwille und kür, pixelschatten. maschinen heiligten die musik - aber niemand liess sie regieren. diese krise war keine ungewollte. sepp wusste das.







04.06.2011

invisible conga people - in a hole / can't feel my knees




diese ep auf dfa records liefert die totale qualitätsschmiere, um den sternenkreuzer für die nächste raum/zeit-reise flott zu kriegen. nie liess es sich angenehmer durch das multiversum flutschen. die invisible conga people hatten bereits 2008 vielversprechendes von sich hören lassen. aber hier geht es nicht bloss um ein nächstes kapitel. es ist das neue testament. dass es lediglich mit zwei songs aufwarten kann, ist zwar bedauernswert, aber kein grund, den glauben zu verlieren. im gegenteil. immerhin sind da ja noch die dub-mixes der beiden originale.


invisible conga people - in a hole




invisible conga people - can't feel my knees




plus ein süsser late night electronica / ambient mix des new yorker duos.


Tracklisting:

1. J.D. Emmanuel – Wizards, Movement 2 (North Star Productions)
2. Velvet Universe – The Start of Friendship 7 (Unknown)
3. Craig Leon – Nommo (Takoma)
4. Meyer Kupferman – Superflute (Nonesuch)
5. Berio – Laborintus (RCA)
6. Masahiko Togashi – Pray (Unknown)
7. Takemitsu-Vocalism Ai (RCA)
8. Professions of Presbyters (Unknown)
9. Yasutaka Tsutsui – Wind (Unknown)
10. Igor Wakhevitch – Beginning Of Peter’s Journey (F.L.V.M)
11. Sun Ra – The All Of Everything (Atavistic)
12. Jan Steele – All Day (Obscure)

03.06.2011

tell me a song

es gibt songs, die rühren an einen sogenannten soft spot. anfangs klingen die lau und medioker. sie plätschern aus den lautsprechern und verbreiten hintergründig langeweile. ihre überlänge besitzen sie, um die langeweile als konzept zu beweisen. sie fluten den raum mit teilnahmslosigkeit.
es kann sein, dass man ins stricken vertieft dasitzt und die musik nur die stille übertönt. mit einem mal dringt da ein saxophonsolo ans ohr, mit sanftem hall versetzt. oder eine gitarre, die einzelnen töne ausgehalten, bis der gefühlskrampf selbst charles bronson die tränen in die augen drückt. dabei sticht man sich vielleicht unversehens die stricknadel unter den fingernagel. vielleicht bleibt das aber schlicht eine schmerzhafte vorstellung.
jedenfalls möchte man sich dieser situation nicht weiter ausgeliefert sehen und fühlt sich veranlasst, den sender zu wechseln oder den track zu skippen. da aber die fernbedienung weit weg liegt und der faule kater sich im schoss festkrallt, lehnt man sich schnaubend in den sessel zurück und lässt geschehen, was sich nicht verhindern lässt.
es sind dies momente des ausgeliefertseins - bis dann das eigentlich merkwürdige geschieht. der blick schweift in die ferne und man kann plötzlich das ohr nicht mehr lassen, von der frivolen schwüle, die da aus den boxen quillt. das anfängliche missfallen steigert sich auf eine ungewöhnliche ebene des behagens. es ist nicht die befriedigung einer vorliebe, die uns sonst so rasch betört. die nun empfundene wonne scheint von woanders zu kommen. gerade weil dieses behagen aus eigentlichem missfallen hervorgegangen ist, hat es die kraft, zu überwältigen. diese erfahrung ist wieder und wieder acht minuten wert.



bob welch - fleetwood mac

fleetwood mac - future games (future games)